Urban Gardening: Wie wir Städte zum Blühen bringen


Von Schrebergarten bis "Guerilla Gardening" - Stadtgärten liegen voll im Trend.

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In den Großstädten der Welt sprießt und blüht es auf jedem freien Fleck: Urban Gardening, städtisches Gärtnern, ist vom Phänomen zum Trend geworden. Ob Schüler, Arbeiter oder Manager – Städter aller Gesellschafts- und Altersschichten greifen zur Schaufel, jäten, graben, säen und ernten. Die städtischen Beete, Äcker und Kübelpflanzen-Gärten locken nicht nur mit Spaß am Grünen. Sie versorgen mit frischen Lebensmitteln, stärken den Gemeinschaftssinn und helfen Städten in kulturellen, soziologischen und ökonomischen Fragen. Seit den 1970er-Jahren erobert Urban Gardening die ganze Welt – seinen Ursprung hat es aber schon viel früher im 19. Jahrhundert. 

Alleine, aber nicht einsam: Der Schrebergarten

Der Schrebergarten gehört zu den Urgesteinen der städtischen Gärten. Den Ursprung hat die Kleingartenbewegung schon im 19. Jahrhundert in Deutschland. In Leipzig entstanden rund um den Schreberplatz kleine Gartenparzellen, die zunächst aber hauptsächlich Grünflächen für Kinder schaffen sollten. Vergeben wurden die Parzellen von einem Trägerverein. Das Konzept hat sich schnell auf andere Städte ausgebreitet und auch in Wien sind die Kleingärten am Stadtrand nach wie vor beliebt und schwer zu bekommen. Vielleicht funktioniert das Garteln in kleinen privaten Parzellen so gut, weil man gleichzeitig für sich, aber doch in eine Gemeinschaft eingebunden ist.

Für Kontaktfreudige: Der Gemeinschaftsgarten

In Gemeinschaftsgärten geht es weniger privat zu. In New York begannen in der 1970er-Jahren Nachbarschaftsinitiativen brach liegende Grundstücke zu bepflanzen – zur Nahrungsversorgung, aber auch als Treffpunkt, zum Austausch, zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und schlicht zur Verschönerung des Viertels.

Mittlerweile haben sich neben diesen „Community Gardens“ zahlreiche Formen gemeinschaftlichen Gärtnerns entwickelt. Viele davon entstehen auf öffentlichen oder halböffentlichen Flächen, die oft von der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Solche Gemeinschaftsgärten werden meist von Vereinen ganz unterschiedlicher Ausrichtung betrieben – der Fokus reicht von Selbstversorgung, über Kurse zu Garten- und Ernährungsthemen, hin zu Kinderbetreuung oder künstlerischen Projekten.

Interkulturelle Gärten gegen soziale und kulturelle Barrieren

Nicht zuletzt leisten urbane Gärten auch einen Beitrag zum kulturellen Leben in Städten. In neu wachsenden Vierteln stärken sie das Gemeinschaftsgefühl in der Nachbarschaft, wie auch in Wien beim ehemaligen Nordbahnhof oder auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern. In interkulturellen Gärten werden soziale und kulturelle Barrieren überwunden – Menschen unterschiedlicher Herkunft bauen gemeinsam Obst und Gemüse an. Und manche Initiativen bringen auch Jung und Alt zusammen.

Kühler, schöner Ruhepol: Dachgarten und Balkon

Der Trend zum Garten in der Stadt hat aber auch noch andere positive Aspekte. Die vielen kleinen Grünflächen spenden Schatten und tragen zu einem besseren Klima bei. Dachgärten können an heißen Tagen sogar helfen, Hitzepole etwas zu entschärfen. Und nicht zuletzt tragen Gärten auch dazu bei, Städte zu verschönern. Dieser Gartenkunst im Kleinen hat sich das Festival Garden Fringe verschrieben, das von London aus viele Städte erobert und vergangenes Jahr auch in Wien Station gemacht hat. Richtig kunstvoll geht es oft auch auf den vielen kleinen privaten Balkonen zu, die sich mit Kübelpflanzen, hängenden Töpfen, kleinen Obst- und Gemüsepflanzen in ein gemütliches Paradies verwandeln lassen.

Blumen im Kreisverkehr: „Guerilla Gardening“

Ach für Großstadtgärtner, die lieber ungebunden bleiben, gibt es eine Lösung: Beim „Guerilla Gardening“ werden selbst die kleinsten städtischen Grünflächen um Bäume entlang von Straßen oder in Kreisverkehren zur Stadtverschönerung genutzt. Quasi im Vorbeigehen säen die Anhänger der Bewegung Samenmischungen, die dann für bunte Blumenwiesen sorgen. Kleine öffentliche Flächen werden in Nacht-und-Nebel-Aktionen heimlich mit Obst- und Gemüse bepflanzt. Was als Protestbewegung begonnen hat, ist mittlerweile schicker Zeitgeist. Wer mitmachen will, kann aus einer großen Vielfalt an fertigen Samenmischungen, sogenannten „Seed Bombs“ wählen. Diese kleinen runden Pakete werden auf freie Grünflächen geworfen und die Pflanzensamen verteilen sich.

Immer mit dabei: Mobile Gärten

Ein anderer Versuch ortsunabhängig zu garteln zeigt die Niederländerin Annechien Meier. Sie setzt mit ihrem mobilen Garten vielleicht einen neuen Trend: Mit einem Traktor tourt sie durch Europa – auf der Ladefläche gedeihen Gurken, Erdbeeren, Kräuter und Bohnen.

Soziales Gartln: Die 100.000 Gärten von Buenos Aires

Dass Urban Gardening ein guter Beitrag zur Versorgung von Städten mit frischem Obst und Gemüse ist, ist klar. In manchen Regionen sind die urbanen Äcker sogar wesentlicher Teil der Grundversorgung. In Südamerika, Asien oder Südafrika hilft Urban Gardening gegen Hunger und Armut. Alleine in Buenos Aires gibt es rund 100.000 Gärten und ein Großteil davon sind sozialer Treffpunkt, Nahrungsquelle und Beschäftigung für ärmere Bevölkerungsschichten. Städtische Gärten versorgen bereits mehr als 12 Prozent der Weltbevölkerung mit Nahrung.   Gärten und kleine Äcker helfen auch den Bewohnern der brachliegenden Industriestadt Detroit im Nordosten der USA wieder auf die Beine. Die Arbeitslosenzahl ist dort zwischenzeitig auf mehr als 20 Prozent angestiegen. Mittlerweile sind in Baulücken und auf verlassenen Grundstücken mehr als 1.200 Obst- und Gemüsegärten entstanden.

Vertical Gardening: Hochhäuser als Gärten der Zukunft

Glaubt man den Visionen der Stadtplaner, werden künftig nicht nur Baulücken und Verkehrsinseln begrünt, sondern gleich ganze Gebäude. Im Rahmen eines Projektes der TU Wien wurden Gebäude mit beweglichen, vertikalen Anbauflächen entworfen, die sich automatisch nach der Sonne ausrichten. Hochhäuser könnten mit Schienensystemen ausgestattet werden, damit bewegliche Gemüsebeete die Fassade hochfahren können. Vielleicht können wir in der Stadt der Zukunft einfach das Fenster öffnen und frisches Obst- und Gemüse pflücken.

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