Wusstet ihr, dass in Österreich Reis wächst? Wir konnten es auch nicht glauben, bis wir es gesehen haben.
Ein sonniger Nachmittag im späten Sommer: Gregor Neumeyer parkt das Auto vor einem Feld mit braunem Getreide. Ein Bach rauscht daneben und wir stehen zwischen den Feldern von Gerasdorf. Hier befindet sich nämlich das aktuelle Reisfeld von Gregor Neumeyer, welches seit einer wilden Idee mit einem Freund in einer Bar („Reis kann man nicht in Österreich anbauen – oder etwa doch?“) sein Herzblut ist.
Reis ist eine Diva
Schön sieht es aus, wie der Wind durch die Ähren zieht und es golden leuchtet. Auffällig ist, dass der Reis gar nicht im Wasser steht, so wie man es aus Asien kennt. „Der österreichische Boden ist dafür viel zu trocken“, erklärt Gregor Neumeyer. „Aber das ist nicht so schlimm, denn der einzige Grund, warum der Reis sonst im Wasser steht, ist zur Unkrautbekämpfung.“ Das Unkraut hat dann keine Chance zu keimen und der Reis kann in Ruhe wachsen. Hier in Österreich ist das ein bisschen anders. Das Unkraut entfernen Gregor Neumeyer und seine Familie liebevoll per Hand, bis der Reis groß genug ist. Denn Reis hat es durch die ständige Flutung nie gelernt sich gegen Unkraut zu verteidigen. Und auch wenn der ÖsterReis (noch) nicht Bio-zertifiziert ist, so werden trotzdem keine Pestizide verwendet und er wächst und gedeiht komplett natürlich. Das birgt natürlich auch Gefahren.
„Reis ist eine Diva“, lacht Gregor Neumeyer und streicht über die Ähren. Man muss ihn hegen und pflegen bis er eine gewisse Größe erreicht hat. Dann aber haut ihn so schnell gar nichts mehr um. Manche Stellen im Feld scheinen eher gräulich zu sein. Gregor Neumeyer schaut wehmütig das Feld entlang und erklärt, dass das alles leere Hüllen sind. Es ist kein Reiskorn in ihnen gewachsen und sie haben den Grund noch nicht herausgefunden. Wahrscheinlich liegt es am Kälteeinbruch, der nach der Aussaat im April noch einmal kam. Wenn es da nochmal unter 10°C hat, dann nimmt der Reis Schaden. „Das Zeitfenster in Österreich ist sehr knapp. Von April bis September muss alles klappen, damit eine Ernte zustande kommt. Davor und danach ist es einfach zu kalt für den Reis“. Doch sie probieren sich ständig an neuen Sorten, gerade wachsen drei verschiedene nebeneinander. Und tatsächlich: Die andere Hälfte des Feldes sieht vielversprechend aus.
Wie kommt der Reis in die Packung?
Wir fahren weiter auf Gregor Neumeyers Hof. Hier befindet sich die Reismühle, die er extra aus Japan importieren lassen musste. Nach der Ernte wird der Reis zuerst getrocknet und schließlich in der Reismühle geschält. Dann erhält man den braunen Reis, der gesünder ist, jedoch nicht länger als ein halbes Jahr zu lagern. Entfernt man noch die Kleie, dann entsteht der weiße Reis. Aber weggeschmissen wird die gesunde Kleie nicht, denn aus ihr lässt sich Öl gewinnen. Der Reis wird dann schließlich in Gläser abgefüllt und verkauft.
Noch steckt der ÖsterReis in den Kinderschuhen und wird nicht im großen Stil angebaut. Aber das ist auch gar nicht Gregor Neumeyers Vision. „Unser Ziel ist es nicht, selbst Massen anzubauen, sondern, dass die anderen Bauern in Österreich ganz einfach Reis anbauen können und so eine tolle Alternative zum klassischen Getreide haben. Wir haben dann auch schon die geeignete Maschine zur Verarbeitung parat – die Weiterverarbeitung ist sogar Bio-zertifiziert – und so können wir dann hoffentlich in ein paar Jahren jedem Bio-Reis aus Österreich anbieten.“ Tatsächlich ist nichts mehr von der Ernte im letzten Jahr übrig, denn die Leute lieben den ÖsterReis. Und auch wir sind schon richtig gespannt, wenn wir ihn bei den Klimaschutzwochen in Unternehmen beim Saiblingsfilet mit ÖsterReis probieren können!
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie zum Schwerpunkt „Ernährung & Klima“. In einer mehrjährigen Kooperation setzen sich Gourmet und die Umwelt- und Naturschutzorganisation WWF für eine klimafreundliche Ernährung ein. Begleitend dazu servieren wir hier regelmäßig Informationen und Tipps, wie wir gemeinsam das Klima und die Umwelt schützen können.

Über die Autorin
Martina Baumeister MSc
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