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Ein Nützling – wer ist das? Und wer sind die Schädlinge? Diese Unterscheidung ist einzig und allein auf uns Menschen bezogen: Wir teilen Insekten und andere Kleintiere ein, je nachdem ob sie für unsere Zwecke nützlich oder schädlich sind. Die sogenannten Schädlinge sind zum großen Teil Vegetarier, ernähren sich also davon, was wir gerne selbst essen würden: Gemüse, Obst und Kräuter.
Und die Nützlinge? Häufig sind diese Räuber und fressen andere Insekten! Zu den wichtigsten Nützlingen gehören übrigens die Spinnen, weil sie sich ausschließlich von anderen Insekten und Spinnentieren ernähren. Viele Spinnen auf Balkon oder Terrasse sind also durchaus Grund zur Freude!
Das ökologische Gleichgewicht
In der Natur haben Nützlinge und Schädlinge ihren Platz und ihre Funktion, und halten einander idealerweise im Gleichgewicht. Ohne Schädlinge würden so manche Nützlinge verhungern – ganz deutlich wird das bei den allseits beliebten Marienkäfern, die sich ausschließlich von Blattläusen ernähren: Die erwachsenen Tiere brauchen bald nach dem Erwachen im Frühjahr ausreichend Futter, um sich fortpflanzen zu können. Sobald aus den winzigen gelben Eigelegen die Larven schlüpfen, beginnen auch diese, Blattläuse zu fressen. Mit jeder Häutung steigt der Appetit – damit sich eine Larve nach ca. 3 Wochen verpuppen kann, muss sie bis zu 600 Blattläuse verspeisen! Sind davon zu wenige da, kann sie sich nicht weiterentwickeln und wird niemals zum fertigen Käfer.
Wenn wir Marienkäfer fördern wollen, müssen wir also auch auf unserem Balkon oder unserer Terrasse Blattlausbefall zulassen und können dann hoffentlich beobachten, wie sich der Marienkäfernachwuchs darüber hermacht und sich nach einigen Wochen viele, gut genährte Käfer entwickeln. Wichtig ist es auch, die Larven zu erkennen, um sie zu schützen und zu fördern und eventuell vorsichtig auf eine Pflanze umzusiedeln, auf der ausreichend Blattlaus-Futter vorhanden ist.
Heimische Nützlinge vertilgen aber nicht nur Schädlinge, sie bestäuben auch unsere (Nutz-)Pflanzen. Besonders fleißige Bestäuber sind die verschiedenen Wildbienenarten, denen man mit einem Nützlingshotel auch auf einem kleinen Balkon ein Zuhause bieten kann. Genau genommen sollte es nicht „Hotel“, sondern „Nisthilfe“ heißen, weil die Bienen hier ihre Kinderstuben anlegen. Gerade in der Stadt, wo es kaum passende natürliche Strukturen wie trockenes Holz und hohle Stängel gibt, sind diese ein wertvoller Beitrag, um Wildbienen anzusiedeln. Besonders Mauerbienen nehmen die „Hotels“ gerne an: Sie sind einzeln lebende, sogenannte „Solitärbienen“, und legen ihre Eier in hohle Stängel und andere waagrechte Röhren. Die Eier werden hintereinander abgelegt, wobei jedes Ei noch ein „Futterpaket“ dazu bekommt. Danach wird jeweils eine Trennwand angelegt, dann kommt das nächste Ei. Abschließend wird der Röhreneingang zugemauert. Nun dauert es ein ganzes Jahr, bis sich die Biene entwickelt und dann die Röhre verlässt.
Leider sind viele im Handel erhältliche fertige Nützlingshotels für die Wildbienen völlig nutzlos, weil z.B. Material und Strukturen wie Zapfen und Ziegel ungeeignet sind und daher nicht besiedelt werden. Im schlimmsten Fall schaden sie sogar, weil etwa Löcher für Niströhren in rissiges, frisches Stirnholz gebohrt wurden, innen sehr rau sind und die zarten Flügel der Bienen zerreißen.
Wildbienen-Nisthilfe selbst gemacht
Mit etwas handwerklichem Geschick kann man eine gute Nisthilfe selbst bauen. Verwendet unbehandeltes Holz für den Rahmen und Schilf für die Befüllung. Das ist ideal, da die Halme innen ganz glatt sind und gerne besiedelt werden (dank unterschiedlicher Dicke auch von verschiedenen Wildbienenarten).
Montiert die Nisthilfe so, dass sie vor Regen geschützt und die Einflugschneise frei ist. Zum Schutz vor gefräßigen Vögeln solltet ihr vorne einen Maschendraht anbringen. Wenn möglich, nach Osten oder Süden ausrichten – die Bienen sind hier aber ziemlich flexibel und akzeptieren auch andere Himmelsrichtungen.
Und das braucht ihr dafür:
- Unbehandeltes Holz
- Schrauben
- Schilf (z.B. Schilfmatte aus dem Baumarkt; alternativ glatt zugeschnittene Bambusstäbe und ausgehöhlte Holunderzweige)
- Schnur
- Draht
Und so klappt’s:
- Aus dem Holz einen Rahmen mit Rückwand bauen. Die Tiefe sollte bei ca. 10-12 cm lliegen, für ausreichend lange Niströhren. Fest verschrauben (keinen Leim oder Nägel verwenden!). Zwischenbretter und Abteilungen erleichtern das Befüllen.
- Ein schräges Dach mit 5 cm Überstand anbringen.
- Auf der Rückseite eine stabile Aufhängung aus festem Draht montieren.
- Für die Befüllung die Schilfmatte zerlegen und die einzelnen Halme mit einer scharfen Gartenschere auf 10 cm zuschneiden. Die Enden sollen glatt sein.
- Schilfhalme bündeln und mit einer Schnur fest zusammenbinden.
- Den Holzrahmen mit den Bündeln füllen, Zwischenräume mit einzelnen Schilfhalmen oder Holzwolle ausfüllen, sodass alles fest drinnen steckt.
Variante mit Holzblöcken für Fortgeschrittene:
Hier ist nur Hartholz wie Buche oder Eiche geeignet. Bohrt sorgfältig Löcher mit 3 bis 6 mm Durchmesser ins Längsholz. Dabei Bohrer hin- und herbewegen, damit die Röhren innen ganz glatt werden.
Schnelle Variante mit Konservendosen:
Eine leere, gut gereinigte Konservendose so dicht mit passend zugeschnittenen Schilfhalmen befüllen, dass nichts herausrutschen kann. Für die Aufhängung die Dose mit Draht oder Schnur so fixieren, dass sie nicht wackelt.
Nun braucht es nur noch ein bisschen Geduld, bis die Mauerbienen im Frühjahr einziehen. Viel Erfolg!