Es ist Krapfenzeit!


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Wer kennt das nicht: Man hält sehnsüchtig und voller Erwartungen den Krapfen in der Hand. Es läuft einem das Wasser im Mund schon zusammen und man kann sich kaum mehr halten – man beißt zu, spürt den Staubzucker schon auf der Zunge und zack – die Marmelade schießt auf der anderen Seite raus. Bei ganz viel Pech klebt einem jetzt auch noch die Füllung auf der Kleidung.

Wie man Krapfen am besten isst

Wie verhindert man so eine Misere? Die meisten von euch kennen vermutlich die Lösung schon: Man muss den gewählten Krapfen sorgsam beobachten und inspizieren, bis man am hellen Rand des Krapfens – quasi des Äquators des Leckerbissens – die Öffnung findet, durch die das Gebäck mit der Marmelade befüllt worden ist. Das ist der wichtigste Orientierungspunkt für sehnsüchtige Krapfenesser. Dort sollte man mit dem Essen ansetzen. Das ist eine heikle Situation – denn der erste Biss muss genau treffen! Wenn euch der gelingt, habt ihr so gut wie gewonnen. Danach habt ihr nämlich einen guten Überblick, wo sich die restliche Füllung verteilt hat. Und wenn ihr die Marmelade-Öffnung nicht findet? Dann tastet euch am besten ganz vorsichtige und mit kleinen Bissen voran bis ihr wisst, wo sich die Füllung versteckt.

Nachdem wir nun diesen Stressfaktor beseitigt haben, können wir uns der interessanten Geschichte des Krapfens widmen.

Krapfen werden dem Siedegebäck zugerechnet, und sind typischerweise süße Gebäckstücke aus Hefeteig, die durch Ausbacken in heißem Fett zubereitet werden.

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Eine lange Geschichte

Wer die Krapfen „erfunden“ hat, ist  nicht eindeutig nachzuweisen, aber vermutlich war es im alten Ägypten. Es gibt Darstellungen aus dieser Zeit, auf der zwei Personen mithilfe eines stabförmigen Werkzeugs in einer Pfanne über offenem Feuer ein Gebäckstück zubereiten.
Wenig später haben sich wahrscheinlich die Römer vom süßen Gebäck der Ägypter inspirieren lassen – immerhin wurden komplette Rezepturen und Anleitungen bei Ausgrabungen gefunden. Heute geht man davon aus, dass es römische Kolonisten waren, die den Ur-Krapfen in Europa verbreitet haben. Der war damals noch eher krumm, und wenn es um die Zubereitung und Füllung ging, war so ziemlich alles erlaubt.
Seitdem wurde die Rezeptur stetig verbessert und verfeinert, aber es dauerte noch eine Weile, bis die uns bekannte runde Form des modernen Krapfens, mit weißem Ring in der Mitte, entstand. Eine der ersten Anleitungen dafür aus Österreich kommt von der „Kochordnung“ der Stadt Wien, aus dem Jahr 1486.

Und viel Brauchtum

Zuerst eine einfache Alltagsspeise für Bauern, galten Krapfen zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Luxusspeisen. Egal ob Fasching, Ostern, oder Geburtstag – das beliebte Siedegebäck durfte nicht fehlen. Form und Fülle waren immer genau dem Anlass entsprechend.

Während dieser Zeit entstand ein regelrechter Kult um das mit Marmelade gefüllte Süßgebäck. Neben vielen Gedichten und eigenen Feierlichkeiten, gab es in der Wiener Zeitung ab 1786 eine eigene Rubrik zur Faschingszeit für den Krapfen.
Im 19. Jahrhundert gab es auch einen speziellen, aber herzigen Brauch in Wien: Wenn ein junges Mädchen einen Krapfen auseinanderbrach und diesen mit einem jungen Burschen teilte, galt es als Zeichen der Verlobung.
Ein Brauch, der heutzutage noch immer besteht, ist das sogenannte Krapfenbetteln in Osttirol. Um den Allerheiligentag wird dort von Haus zu Haus gezogen und um Krapfen und kleine Geschenke gebeten.

Tags: #Fasching

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