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Der Sommer beginnt, alles grünt und blüht und bringt Freude und Wohlbefinden für uns Menschen. Aber leider sind wir mit unserer Vorliebe für diese Jahreszeit nicht allein: Auch viele Schädlinge, allen voran die Blattläuse, haben jetzt Hochsaison und können unsere Hochgefühle ganz schön trüben. Die gute Nachricht lautet: Nach dem Schädlings-Peak folgt im Abstand von ein paar Wochen der Nützlings-Peak. Und ohne Blattläuse würden die Marienkäfer und ihre Larven glatt verhungern. Sie fressen nämlich nichts anderes. Dieses ökologische Gleichgewicht gilt es zu nutzen und zu fördern, anstatt nur von Bekämpfung zu reden.
Vorbeugen ist besser als Heilen – das gilt auch für den biologischen Pflanzenschutz
Sortenwahl und Bodenpflege
Ein ökologisches Gleichgewicht lässt sich im Garten am ehesten etablieren, wenn wir bei Zier- und Gemüsepflanzen von vornherein robuste Sorten auswählen, die gut an den jeweiligen Standort angepasst sind. Ist auch der Boden gut gepflegt, können sich die Pflanzen gesund entwickeln. Überdüngte, „weiche“ Pflanzen hingegen haben kaum eigene Abwehrkräfte gegen Schädlinge. In einem nützlingsfreundlichen Garten werden sich auch die Gegenspieler ausreichend einstellen und viele Schädlinge in Schach halten. Wunderbare Schädlingsvertilger sind übrigens Singvögel, die während der Jungenaufzucht Unmengen an Blattläusen und kleinen Raupen vertilgen und verfüttern.
Auch bestimmte Pflanzen, wie z.B. Ringelblumen, tun anderen Pflanzen und dem Boden gut. Als wahre „Heilerinnen“ im Garten können sie überall dazwischen gesetzt werden.
Pflanzenstärkungsmittel
Pflanzenstärkungsmittel können zur zusätzlichen Unterstützung auf die Blätter gesprüht werden. Denn kräftige Pflanzen können sich eher wehren! Hierfür gut geeignet sind selbst angesetzte Jauchen aus Brennnessel, Beinwell, Rhabarberblättern oder Knoblauch. Schachtelhalmextrakt ist auch im Handel erhältlich und ein völlig natürliches Mittel, das durch seinen Kieselsäuregehalt die Blattstruktur stärkt und „härtet“, sodass saugende Insekten und auch Pilzkrankheiten nicht so leicht angreifen können.
Kulturschutznetze
Kulturschutznetze sind zwar optisch nicht sehr hübsch, im Gemüsegarten aber auf jeden Fall sehr nützlich: Bereits ab Ende März können Netze gegen die Kohlfliege installiert werden, deren Larven auch gerne Gänge in Radieschen fressen. Die Netze schützen später vor zufliegenden Blattläusen und den Raupen von Kohlweißlingen und Gemüseeulen. Wichtig ist es, die Netze rundum gut einzugraben. Dann heißt es für alle Insekten: „Bitte draußen bleiben!“.
Mischkultur und Fruchtfolge
Gemüse sollte außerdem als Mischkultur und eher locker gesetzt werden, um den Schädlingsdruck zu verringern. Auch eine Fruchtfolge ist hilfreich, denn viele Schadinsekten überwintern als Ei oder Puppe im Boden und finden im nächsten Jahr idealerweise ihre Lieblingsnahrung nicht mehr vor, weil diese jetzt in einem anderen Eck des Gartens wächst.
Was aber tun, wenn die Tierchen trotz allem überhandnehmen?
Blattläuse
Blattläuse haben eine ungeheuer hohe Vermehrungsrate! Da die weiblichen Tiere ohne Befruchtung pro Tag bis zu fünf Junge gebären können, bilden sich an den befallenen Trieben bald riesige Kolonien in diversen Farben: schwarz, grün, gelb, rosa, bräunlich. Wird es ihnen zu eng, entstehen geflügelte Generationen, die auswandern, um neue Nahrungsgebiete zu erschließen.
Blattläuse können Jungpflanzen oder Neuaustriebe stark im Wachstum schädigen, weil sich Blätter einrollen und Blüten verkümmern. Sie übertragen auch Viren, und auf ihren Ausscheidungen, dem Honigtau, siedeln sich Rußtaupilze an. Daher sollte man einen Befall auf keinen Fall völlig ignorieren.
Als erste Maßnahme gilt es, die große Masse der Läuse mechanisch zu entfernen. Arg befallene Blätter oder Triebe abschneiden bzw. abknipsen, in den Restmüll geben und entsorgen, damit die Tierchen nicht wiederkommen! Im Garten kann man Blattlauskolonien auch einfach mit dem Schlauch wegspritzen, Rosen und robuste Stauden vertragen z.B. auch einen scharfen Strahl gut. Diese Prozedur muss allerdings – wegen der hohen Vermehrungsrate – alle paar Tage wiederholt werden.
Bei kleineren Topfpflanzen und empfindlichen Topfkräutern empfiehlt sich Folgendes: Zunächst den Blumentopf in ein Plastiksackerl oder Klarsichtfolie packen, damit die Erde nicht herausfällt. Dann einen Kübel mit kaltem Wasser füllen, die Pflanzen verkehrt herum eintauchen und die Läuse abwaschen. Die zahlenmäßig reduzierten Läuse können nun von den Nützlingen besser in Schach gehalten werden. Keine Angst, man erwischt nie alle Läuse und es bleibt immer genug Nahrung für Marienkäfer, Florfliegenlarven und Co. übrig!
Zierpflanzen und Fruchtgemüse können auch mit Schmierseifenlösung besprüht werden, um die Läuse abzutöten. Bei Kräutern, Salat und Blattgemüse müssen wir auf natürliche Pflanzenjauchen zurückgreifen – wir wollen ja nicht die Seifenreste essen.
Raupen von Kohlweißling oder Gemüseeule
Raupen von Kohlweißling (grün = kleiner Kohlweißling, grün-gelb gemustert = großer Kohlweißling) oder Gemüseeule können großen Schaden anrichten! Vorbeugend helfen Kulturschutznetze. Hat man dafür den richtigen Zeitpunkt verpasst, können einzelne Tiere und vor allem die Gelege an der Unterseite der Blätter abgesammelt werden. Gegen die Raupen hilft auch das Besprühen mit einer Jauche aus Wermut- oder Rhabarberblättern.
Reiswanze
Ein sehr lästiger, neu eingeschleppter Schädling ist die Reiswanze. Da sich die grün-schwarz gepunkteten Tiere erst seit wenigen Jahren bei uns ausbreiten, haben sie derzeit noch keine natürlichen Gegenspieler. Bevor die heimischen Nützlinge auf den Geschmack kommen, heißt es auch hier auf Kulturschutznetze zurückzugreifen.
Nacktschnecken
Nacktschnecken, und hier besonders die gefürchtete Spanische Wegschnecke, gehören zu den lästigsten Tieren im Garten. Leider haben die allermeisten „Schneckenabwehrmittel“ wie Eierschalen, Schafwolle, Kaffeesatz, Holzhäcksel etc. eines gemeinsam: Sie helfen nicht oder nur bei trockenem Wetter, wo ohnehin keine Schnecken unterwegs sind. Ratsam ist es jedoch, als Mulchmaterial Paradeiser-, Brennnessel- oder Beinwellblätter anstelle des Grasschnitts zu verwenden, der ein wahrer Schneckenmagnet sein kann. Um die Schnecken loszuwerden, müssen wir also abends auf die Jagd gehen, unter Brettern und Steinen suchen, die Tiere absammeln und anschließend vernichten. Für sehr große Gärten sind Laufenten eine Option, welche sich allerdings auch gerne über den jungen Salat hermachen.
Vorbeugend können wir unsere Lieblingspflanzen auf zwei Arten, die sich wunderbar kombinieren lassen, schützen: Kupferband und Schneckenzaun aus Metall.
Der Schneckenzaun muss das ganze Beet umranden, auch die Eckverbindungen dürfen keinen Durchschlupf gewähren! Den Boden innerhalb müssen wir zuvor gründlich nach Schnecken und Eiern absuchen. Nun ist die Hauptarbeit getan, und es gilt nur noch darauf zu achten, dass überhängende Pflanzen keine „Schnecken-Brücke“ bilden können.
Schnecken vermeiden das Überkriechen von Kupferbändern, da durch den Kontakt mit ihrem Schleim schwache Ströme fließen, an denen sie sich elektrisieren. Kupferbänder sind perfekt, um Hochbeete, Blumentöpfe, Kübel und sonstige Pflanzgefäße zu schützen, da hier das selbstklebende Band einfach darum herumgeklebt werden kann. Die ideale Breite ist 5 cm, anderenfalls schaffen manche Schnecken, sich darüberzustrecken.
Auch Hochbeete sind günstig, weil sie sich mit einem zusätzlichen Schneckenzaun oder einem aufgeklebten Kupferband perfekt abschotten lassen. Als allerletzte Notmaßnahme bei Massenauftreten kann das Bio-Schneckenkorn „Ferramol“ verwendet werden, das allerdings auch nützliche Schnecken wie Tigerschnegel oder die geschützte Weinbergschnecke tötet. Den einfachen, schnellen Schneckenschutz gibt es leider nicht, aber die Kombination von verschiedenen Maßnahmen verspricht Erfolg.
Ob Schnecken, Läuse oder Wanzen, eines dürfen wir nicht vergessen: Letztlich geht es um’s ökologische Gleichgewicht im Garten!