Beitrag von
Im Frühling beschäftigen sich viele Menschen mit dem Thema Ernährung. Einerseits möchte man durch eine Umstellung der Ernährung unbedingt die gewünschte Bikinifigur erreichen. Andererseits will man aber auch die wunderbare Zeit genießen – und das gerne auch im wiedereröffneten Eissalon, beim gemütlichen Beisammensein im Schanigarten oder beim Start in die Grillsaison. Außerdem können Hochzeiten, Geburtstagspartys, Kurzurlaube und andere schöne Momente im Frühling wahre „Figurbremsen“ sein. Allerdings nur, wenn man nicht weiß, wie man damit umgeht. Vielleicht ändert sich das für euch durch meinen heutigen Tipp.
Beendet das Urlaubsleid!
Vor einiger Zeit kam eine Klientin in meine Praxis und erzählte mir ganz aufgebracht von einem „Problem“: „Frau Lachkovics, was soll ich jetzt machen? Mein Mann hat mich mit einem Wellness-Wochenende in einer Therme überrascht. Dort haben wir Halbpension!“ Tja, wer hätte dieses Problem nicht gerne? Ein Thermen-Wochenende ist doch wunderbar. Drei Tage nicht an Haushalt, Arbeit, Einkauf denken müssen. Wenn da nicht das dumme Essensthema wäre. Aber warum ist es eigentlich dumm? Ganz einfach: Weil wir die falsche Einstellung dazu haben. Wenn man sich wochen- oder monatelang ernährungstechnisch richtig verhält, darf es doch keine Rolle spielen, einmal drei Tage „anders“ zu essen. Sofern wir nach dem netten Wochenende einfach wieder normal weitermachen. Der Körper gleicht diese Tage ohnehin ganz schnell aus. Es wäre doch jammerschade, wenn ihr beim Fünf-Gänge-Menü eurem Gegenüber ständig in den Ohren liegt mit „Na geh, das schmeckt einfach zu gut!“ oder „Das sollte ich nicht essen, das sind viel zu viele Kalorien!“. Besonders beliebt sind auch Monologe wie: „Soll ich wirklich einen Schluck Wein dazu trinken? Der ist ja auch nicht gut für die Figur. Aber so gut.“ oder „Nein, Käse esse ich keinen mehr, das geht nicht, das wäre ja wirklich zu viel. Nimmst du Käse, Schatz?“ Vermutlich wird euer Schatz den Käse sogar mit ganz viel Wein hinunterspülen, um das ständige Kreisen ums Thema Ernährung und vor allem um euer schlechtes Gewissen besser zu ertragen. Und ob ihr dann noch gemeinsam entspannen könnt, ist fraglich. Das zahlt sich doch nicht aus. Wirklich nicht!
Genuss statt schlechtes Gewissen
Meine Empfehlung lautet deshalb: Mit Freude ins gemeinsame Wochenende düsen und das Entspannen, Schwimmen und Saunieren zusammen genießen. Genauso wie das Essen. Dann kommt ihr gestärkt und motiviert zurück und die Auswirkungen auf euer Gewicht halten sich in Grenzen. Kein schlechtes Gewissen, keine Reue, nur einfach wieder gut und richtig weitermachen.
Achtet auf regelmäßige Mahlzeiten
Ganz wichtig wäre es aber, auch während des Urlaubs auf regelmäßige Mahlzeiten zu achten. Nutzt deshalb das Frühstücksbuffet und nehmt auch mittags einen Snack (Suppe oder Salat, gerne auch etwas Brot) zu euch. Den Abend können ihr dann nutzen, um wirklich gut zu essen.
Ungünstig wäre hingegen Folgendes: Ihr plündert das Frühstücksbuffet, esst dann den ganzen Tag nichts und stürzt euch aufs Abendmenü. Der Körper kann nämlich die übergroße Frühstücksmenge nicht so nutzen, wie ihr meint. Das Zuviel wird deshalb ins Depotfett geschickt – und bleibt auch dort. Vor allem deshalb, weil ihr durch das Auslassen und falsche Einsparen der Mittagsmahlzeit euren Verbrennungsmodus auf Sparflamme stellt, ehe abends die „Energieflut“ hereinbricht.
Auch All-Inclusive ist kein Problem!
Ich sage meinen Klient:innen immer, dass sie auch im Urlaub essen müssen und davor keine Angst haben sollen. All-inclusive-Urlaube sind mittlerweile nicht mehr so gefragt, aber dennoch kein Problem! Es ist doch gut, wenn ihr euch keinen Kopf machen müsst, wohin ihr essen geht oder was ihr kochen sollt. Und wenn es ein Buffet gibt – und zwar sieben bis 14 Tage lang – dann braucht ihr auch nicht die Sorge haben, etwas zu versäumen, wenn ihr nicht gleich am ersten Abend alles probiert. Erfahrungsgemäß wiederholen sich die Speisen immer wieder.
Sobald ihr euch gewisse Dinge wie Eis oder Cocktails im Urlaub verbietet, werdet ihr umso mehr davon haben wollen (siehe Alles- oder Nichts-Prinzip). Bleibt also entspannt und entspannt euch! Und das geht am besten, wenn der Magen nicht überfüllt ist und ihr euch wohlfühlt. Im Urlaub ständig ein schlechtes Gewissen zu haben, bringt nichts und im Flieger nach Hause darüber nachzudenken, dass man ab morgen wieder auf Diät ist, steigert den Druck enorm.
Schmiedet keine Diätpläne!
Denkt an euer Urlaubsziel, an die Kultur des bereisten Landes und ans Seele baumeln lassen – niemals an eine Diät.
Bei vielen zählt es aber neben Planung der Urlaubszeit, Reservierung von Flug und Hotel und Einkauf von Reiseutensilien zu den regulären Reisevorbereitungen, ein paar Kilos abzuspecken, um die Tage in der Ferne in vollen Zügen genießen zu können. Eine bestimmte Gewichtszunahme wird ja bereits einkalkuliert. Vor allem wenn es ins All-inclusive-Hotel oder auf Kreuzfahrt geht. Für viele Urlauber:innen wird diese Vorgehensweise dann zur Routine. So nehmen sie beinahe jedes Jahr etwas aus dem Vorjahr mit: nämlich ein bis zwei Kilo, die vom letzten Urlaub auf den Hüften „hängen geblieben“ sind.
Viele Menschen gehen leider auch von der falschen Annahme aus, dass sie sich im Urlaub mehr bewegen als üblich – und deshalb mehr essen dürfen. Allerdings sind eine Stunde Wassergymnastik, zwei Runden Wasserski oder eine Stunde Walken niemals mit einem Arbeitstag plus Haushalt zu vergleichen.
Der richtige Umgang mit besonderen Anlässen
Das Leben liefert uns mit gesellschaftlichen Verpflichtungen wie Geschäftsessen und Geburtstagspartys, aber auch Feiertagen wie Weihnachten und Ostern unglaublich viele Anlässe. von unserem normalen Essverhalten abzuweichen. Oder sollte ich eher „Ausreden“ sagen? Nein, eigentlich nicht. Denn ein Osterfest sollte nicht als Ausrede für falsches Essverhalten tituliert werden. Zu Ostern darf man ruhig der Tradition folgen und bei Zuckereiern, Osternestern voll Schokolade oder bunt gefärbte Eiern zugreifen. Einzig entscheidend ist, dass wir es nicht mit der falschen Einstellung tun. Denn wenn wir uns sagen: „Jetzt war ich so brav in der Fastenzeit, jetzt darf ich auch mal richtig zugreifen!“, wird aus dem zu viel leicht ein viel zu viel.
Ihr dürft auch die hormonelle Reaktion nicht unterschätzen: Dopamin, Serotonin, Ghrelin und viele andere Hormone beeinflussen ganz schnell unser Verhalten. Der Zuckerrausch nach einer Zuckerkarenz lässt das Dopamin nur so sprudeln. Dann wollen wir mehr und noch mehr, denn es stimuliert unser Belohnungszentrum. Und wer will nicht ständig belohnt werden?
Das Hormon Serotonin macht uns zufrieden und Ghrelin löst Hunger aus. Eine ungünstige Konstellation, wenn wir Gewichtsmanagement betreiben möchten. Verhindern können wir das, indem wir das süße Osternest nicht den ganzen Tag aufsparen, sondern einfach in unsere Ernährung integrieren. Dann geht der Körper normal damit um, weil er sich nicht im „Sparmodus“ befindet.
Dasselbe gilt für abendliche Geschäftsessen oder Einladungen: Am Abend kann man natürlich statt deftiger Hausmannskost wie Schnitzel und Schweinsbraten leichte, eventuelle mediterrane Kost wie Fisch mit Erdäpfeln und Gemüse, gebratene Hühnerbrust auf Gemüse oder anderes wählen. Und gibt es etwas zu feiern, dann feiert einfach! Ist man allerdings gesellschaftlich sehr begehrt und auf viele Feiern eingeladen, sollte man doch etwas zurückstecken. Denn wöchentliche Eskapaden kann der Körper mit der Zeit nicht mehr ausgleichen.
Ganz ehrlich: Wunder gibt es keine! Aber es gibt wunderbares Verhalten, das viel bewirkt. In den letzten Wochen habe ich versucht, euch diesbezüglich einiges zu vermitteln. Konntet ihr schon das ein oder andere ausprobieren?
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie „In 10 Wochen fit in den Frühling“. Die von uns eingeladene Ernährungswissenschaftlerin Christina Lachkovics-Budschedl präsentiert jede Woche einen einfachen Tipp für einen gesünderen Lebensstil auf dem Gourmet-Blog.
Lest auch:
Warum Kohlenhydrate einen schlechteren Ruf haben, als ihnen zusteht
Low Carb, Trennkost und andere Diäten: Das steckt hinter den Versprechungen
Das Abnehm-Paradoxon: Warum Sie nicht einfach abnehmen, wenn Sie weniger essen