Mit oder ohne? Warum Sie auf Nahrungsergänzungsmittel verzichten können

Ernährung & Bewegung – Sportliche Tipps von Ernährungscoach Christina Lachkovics-Budschedl

„Fettverbrenner“ und „Muskelaufbauer“: Zwei Zusätze, die Sie auf den Packungen von Nahrungsergänzungsmitteln finden können. Die stehen übrigens hoch im Kurs: Fast jedes Fitnesscenter bietet sie mittlerweile in großem Umfang und in unüberschaubarer Vielfalt an. Dass es bereits das gleiche Angebot für Veganer gibt, versteht sich von selbst. Es ist ein lukratives Zusatzgeschäft auf Kosten überforderter Sporteinsteiger.

Warum Sie mit Zusätzen nicht zwangsläufig erfolgreicher trainieren

Nahrungsergänzungsmittel vermitteln vor allem eins: das Gefühl ohne diese Zusätze erfolglos zu trainieren; es mit normaler Ernährung einfach nicht zu schaffen. Aber stimmt das tatsächlich? Kann man mit herkömmlicher, guter Ernährung nicht effizient trainieren und Fett verlieren?

Das Problem besteht darin, dass sehr viele Menschen, die mit Sport beginnen, kein gutes Essverhalten an den Tag legen. Ein ungünstiges Essverhalten verändert aber nicht nur den Fitnesszustand des Körpers, sondern auch seine Zusammensetzung. Dadurch kommen wir meist erst auf die Idee, Sport zu treiben.

Das Ernährungsungleichgewicht scheint mit Nahrungsergänzungsmitteln einfach ausgleichbar zu sein. Doch der Schein trügt: Wenn kurzfristig positive Effekte eintreten, liegt das öfter am neuen Reiz der Bewegung als an den eingenommenen Zusatzstoffen. Langfristig überwiegen eher die ungünstigen Auswirkungen auf das ohnehin falsche Essverhalten, die Leistungsfähigkeit und die Motivation.

Die Schattenseiten der Zusätze

  • Die zusätzliche Aufnahme von Kreatin während Muskelaufbauphasen im Training ist gängig. Weniger bekannt ist, dass aufgrund des damit einhergehenden, erhöhten Muskeltonus (Spannungszustand des Muskels) die Verletzungsgefahr steigt. Damit ist der Health Halo Effect (Heiligenschein-Effekt) in der Ernährung angekommen: Eine positiv wahrgenommene Eigenschaft überstrahlt alle negativen.
  • Auch die Eiweiß-Zufuhr liegt bei den Konsumenten von Nahrungsergänzungsmitteln meist deutlich über dem empfohlenen Bedarf. Das wirkt sich weniger auf den Muskelaufbau als auf Leber und Niere (in Form von Überlastung) aus.
  • L-Carnitin soll die Fettdepots so richtig schmelzen lassen. Wenn das Grundgerüst (sinnvolle Ernährung und abgestimmter Trainingsplan) nicht stabil aufgebaut ist, wirken aber auch solche Zusätze kaum.

Selbst im Leistungssport nicht (immer) notwendig

Auch wenn durchtrainierte Angestellte diverser Fitnesscenter gerne von positiven Erfahrungen sprechen und schnell vom Kauf von Zusatzprodukten überzeugen: Sie können getrost darauf verzichten.

Trainiert man viel und achtet dabei auf eine ausreichende, regelmäßige Ernährung (siehe Tipp 2), sind sämtliche Zusätze unnötig. Selbst im Leistungssport sind sie nicht immer erforderlich – und wenn, dann sollte der Einsatz wohl überlegt sein. Woher ich das weiß? Ich spreche aus Erfahrung aus der langfristigen Betreuung von namhaften Leistungssportlerinnen und Leistungssportlern wie Beate Schrott (Olympiateilnehmerin RIO 2016, 100m Hürden), Andreas Vojta (Mittelstreckenläufer), Nadine Brandl (Synchronschwimmerin) und Markus Rogan. Natürlich fließen neben meiner ernährungswissenschaftlichen Basis aber auch meine persönlichen sportlichen Ambitionen (Marathon, Triathlon, Halbironman und Ironman) in diesen entspannten Zugang ein J

Tipps für natürliche Kraftmacher

Fürs Krafttraining gilt:

  • Am besten vor und nach dem Training auf eine ausreichende Eiweißzufuhr (durch Milchprodukte, Eier, Käse, Fleisch oder Fisch) achten, ohne dabei zu übertreiben.
  • Nach dem Krafttraining ist eine Kombination mit Kohlenhydraten (z.B. Brot, Reis, Erdäpfel, Bananen, Nudeln) sehr wichtig, da es so zur Insulinfreisetzung kommt. Insulin sperrt die Muskelzellen wie ein Schlüssel auf: Erst dadurch kann das Eiweiß in den Muskel dringen.
  • Apropos Eiweiß: Der durchschnittliche Eiweißbedarf eines Menschen liegt bei 0,8g pro kg Körpergewicht. Ein Kraftsportler kann sogar mit 1g pro kg Körpergewicht rechnen. Diese Menge decken Sie sehr einfach mit normaler Ernährung ab.

Zum richtigen Durchstarten sind Nahrungsergänzungsmittel nicht notwendig - im Gegenteil.

Beim Ausdauertraining sollten Sie Folgendes beachten:

  • Trainiert man sehr ausgiebig, dann kommt man leicht ins Schwitzen – und verliert Mineralien. Es ist deshalb sinnvoll, den Flüssigkeitshaushalt mit Mineralwasser, verdünnten Fruchtsäften oder Elektrolytgetränken auszugleichen.
  • Bei regelmäßigem Ausdauertraining sollten Sie auf eine entsprechende Zufuhr von Kohlenhydraten achten.

Und jetzt wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Trainieren und Essen!

Ihre Christina Lachkovics-Budschedl

Dieser Artikel ist Teil unserer Serie Ernährung & Bewegung. Die von uns eingeladene Ernährungswissenschaftlerin Christina Lachkovics-Budschedl präsentiert anlässlich des Österreichischen Frauenlaufs am 22. Mai 2016 einfache Tipps für den Start in einen bewegten Frühling. Leichte Kost für Ihren Mittagstisch finden Sie übrigens auch auf unserer Webseite!

In der Reihe „Ernährung & Bewegung“ finden Sie auch Tipps zu Kraft- und Ausdauertraining, richtiger Ernährung bei sportlicher Aktivität und das Vier-Schritte-Programm zum laufenden Erfolg veröffentlicht. Schauen Sie doch vorbei!

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Mag. Christina Lachkovics-Budschedl

Über die Autorin

Sich richtig zu ernähren, ist einfach. Christina Lachkovics-Budschedl hat es sich zur Aufgabe gemacht, das oftmals künstlich verkomplizierte Thema Ernährung wieder zu vereinfachen. Sie ist überzeugt davon: Nicht das Leben muss sich an die Ernährung anpassen, sondern umgekehrt. Mit viel Verständnis, Erfahrung und Gefühl bringt Christina Lachkovics-Budschedl Menschen wieder auf den richtigen Kurs.

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