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Unsere Bio-Lieferanten sind wichtige Partner von Gourmet. Ein Besuch bei ihnen gehört wohl zu den schönsten Seiten eines Arbeitslebens. Wir durften bei Robert Lutz in Gumprechtsfelden in Niederösterreich die Natur unserer Bio-Karotten ergründet.
Beim BIO-Lutz in Gumprechtsfelden
An einem wunderschönen Spätsommertag haben wir in aller Früh die Autobahn und die Stadt Wieselburg hinter uns gelassen und sind in Gumprechtsfelden angekommen. Hier bewirtschaftet Robert Lutz mit seinem Team 65 Hektar Land. Zusätzlich kauft er Bio-Lebensmittel von ausgewählten Landwirten in der Umgebung und beliefert Kunden, die wie wir hochwertige, zertifiziert biologische Lebensmittel wertschätzen.
Die kleine Ortschaft wirkt idyllisch – mit der idealisierenden Darstellung von Bio in der Werbung kann Robert aber nicht viel anfangen. „Wir leben mit und in natürlichen Kreisläufen und sind trotzdem ein moderner, innovativer Betrieb. Da ist nichts Romantisches.“ Das ist ihm als technik-affiner Jungbauer besonders wichtig und im Alltag auch notwendig.
Ein Leben mit der Fruchtfolge
Sein Vater war einer der ersten Bio-Bauern in dieser Gegend. Robert ist mit Bio aufgewachsen und hat den Betrieb gleich nach Ende seines Wirtschaftsstudiums übernommen und laufend weiterentwickelt. Gleich geblieben ist das Leben im Rhythmus der Fruchtfolge – der Grundlage jedes biologischen Anbaus, wie er uns erklärt. Die biologische Landwirtschaft kommt ja ganz ohne Kunstdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel aus. Das macht Bio so gesund und besonders klimafreundlich.
„Wir haben uns auf Wurzelgemüse spezialisiert, auf Karotten, Sellerie, Rüben, usw. Aber wir bauen auf jedem Feld nur in drei von acht Jahren Gemüse an. In den anderen Jahren wachsen hier Dinkel, Weizen, Roggen, Ackerbohnen und Leguminosen.“ Damit gibt man dem Boden auf natürliche Art und Weise zurück, was ihn an Nährstoffen und Stickstoffen entzogen wird. „Er bringt dann nicht nur kurzfristig guten Ertrag, sondern bleibt langfristig fruchtbar und gesund – über viele Generationen.“
„Durch Bio wird Gemüse nicht buckelig.“
Gemeinsam mit Robert Lutz und Peter Kadla, Prokurist und langjähriger Mitarbeiter, fahren wir aufs Feld, wo gerade Bio-Karotten geerntet werden. Auch roter und gelber Zwiebel liegt schon zum Trocknen auf den Feldern. „Der rote Zwiebel ist heuer besonders schön“, freut sich Robert. Es war heuer insgesamt ein gutes Jahr. „Weil es genug geregnet, aber nicht gehagelt hat. Viel Unkraut war allerdings zum Hacken. Acht Leute waren damit dauernd beschäftigt.“ Im biologischen Anbau wird bei weitem weniger dem Zufall überlassen, wie man als Laie denken könnte. Das wird uns bei diesem Besuch klar. „Bio darf nicht als Ausrede für geringere Qualität herhalten. Die Karotten werden nicht buckelig, weil sie Bio sind“, klärt uns der ambitionierte Bio-Bauer auf.
Sorten – „so fü, wie’s mit g’freit“
Die Sortenvielfalt ist dem Bio-Landwirt wichtig. Wie viele verschiedene Karottensorten er heuer angebaut hat, fragen wir? „8 bis 9 – immer so fü, wie’s mit g’freit“ – lautet die Antwort. In dieser Sache lässt er sich auch öfter erfolgreich auf Experimente ein. Zum Glück für uns und unsere Gäste.
Unter der Erde länger frisch
Damit das ganze Jahr über heimisches Gemüse zur Verfügung steht, muss es lange frisch bleiben. Dabei verlässt sich Familie Lutz auch auf überliefertes Wissen, das schon viele Generationen davor genutzt haben. Am Dorfrand gibt es einen eigenen Erdkeller – direkt in die Böschung gebaut. Darin bleibt das Wurzelgemüse bei konstanten 6-8 Grad Plus bis zur nächsten Ernte knackig gut. Karotten, Rüben & Co. werden dafür mit extra viel Erde geerntet, in großen Holzkisten eingelagert und erst knapp vor Lieferung gewaschen.
Wirtschaften mit dem Kreislauf der Natur
Was der Erde entnommen wird, wird ihr auch zurückgegeben. Am Beispiel unserer Bio-Karotten: Karotten, die beim Ernten brechen oder zum Schälen zu buckelig sind, werden zu Sauergemüse und Saft verarbeitet und auch im eigenen Hofladen verkauft. Was trotzdem auf dem Feld zurückbleibt, wird eingearbeitet und ist natürlicher Dünger. Das geerntete Gemüse bleibt noch einige Zeit im Freien, bis es auf ca. 10 Grad abgekühlt ist. Dadurch hält die Temperatur im Erdkeller konstant kühl. Die Erde vom Waschen der Karotten kommt wieder aufs Feld zurück. Das Gemüse wird besonders dünn geschält, teilweise noch per Hand, damit wenig im Müll landet. Die alten zerkleinerten Holzkisten heizen das Verwaltungsgebäude. Hier entstehen die neuen innovativen Ideen unseres Bio-Bauern …